Da auch ich zu den Klimaskeptikern gehöre, hatte ich diese ganze Wärme bisher immer auf meine subjektive Wahrnehmung geschoben. Am Wochenende soll es aber nun so warm werden, dass die Temperaturen von gefühlten 1000°C nicht weit entfernt sein dürften. Nicht zuletzt weil man nicht rausgehen kann – ohne einen Schaden zu bekommen – ist es also ein guter Zeitpunkt, sich einmal objektiv mit den Temperaturen in der Region Dresden zu befassen.

Ich habe mir also die Temperaturdaten der Wetterstation am Flughafen in Dresden-Klotzsche besorgt. Wen es interessiert, der kann sich die Daten ebenfalls hier herunterladen. Mithilfe von R habe ich mir zunächst einen Boxplot gezogen:

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Boxplot der Temperaturen für verschiedene Perioden auf Tagesbasis

Im Plot (den ihr per Klick vergrößern könnt) sehen wir jeweils die Quartilaufteilung der Temperaturen für verschiedene Perioden inkl. 95%-Konfidenzintervall für den Median. Außerdem ist das arithmetische Mittel als Punkt dargestellt. Zur besseren Vergleichbarkeit habe ich das Level des Median und Mean der Gesamtheit aller Messwerte als rote Linie durch den Plot gezogen. Dadurch erkennen wir, dass die Werte tatsächlich angestiegen sind.

Anstieg der mittleren Temperatur?

Allerdings überlappen auch die Konfidenzintervalle der Mediane zum Teil deutlich, sodass die Möglichkeit ungünstiger Messwerte nicht abwegig ist. Tatsächlich fragen wir uns, ob der Median der Jahre 1960-1999 (13,4°C) nicht auch der Median der Jahre 2000-2014 (13,9°C) sein könnte. Durch den simplen Vorzeichentest kommen wir auf einen p-Wert von 0,482… Mit anderen Worten: Es steht nahezu 50:50, dass das System „Dresdner Klima“ auch heute noch eine mittlere Temperatur von 13,4°C produziert. Ein signifikanter Unterschied sieht anders aus.

Anstieg der Durchschnittstemperatur!

Ihr erkennt es wohlmöglich schon an der Zwischenüberschrift: Meinen Klima-Skeptizismus konnte ich leider nicht am Leben erhalten. Beim z-Test habe ich mich wirklich ins Zeug gelegt und die arithmetischen Mittel der Perioden 1960-1999 sowie 2000-2014 in allen Varianten gegeneinander geprüft. Selbst nach Aggregation der Daten auf Jahrenniveau (und damit einhergehender größerer Robustheit durch eine Vergrößerung des Standardfehlers) scheiterte meine Nullhypothese, das Mittel der Jahre 1960-1999 (13,1°C) könne auch das Mittel der Jahre 2000-2014 (13,6°C) sein, an allen denkbaren Signifikanzniveaus. Der p-Wert betrug tatsächlich immer 0 (oder war zumindest so klein, dass sich R nicht mal mehr die Mühe einer genauen Angabe machte). Also unterscheiden sich die Durchschnittstemperaturen signifikant.

Und das bedeutet…

dass sich die Verteilung der Werte um den Median herum mit hoher Wahrscheinlichkeit geändert hat. Die niedrigen Temperaturen sind etwas weniger niedrig geworden (wärmere Winter) und/oder die hohen Temperaturen etwas höher (schaut mal zum Fenster raus ^^). Leicht lassen sich die Jahrgänge in einem gestackten Histogramm vergleichen:

Geschichtetes Histogramm der Dekaden von 1960 bis 2010

Geschichtetes Histogramm der Dekaden von 1960 bis 2010

Am besten ist es, wenn ihr das Bild per Klick vergrößert und dann nochmals extra hinein zoomt. Der unterste Datensatz stellt die Daten der Jahre 2000-2010 dar. Ihr müsst also entsprechend immer den untersten „Block“ mit den vertikal darüber liegenden vergleichen. Auffällig ist, dass die Häufigkeit gemessener Temperaturen unter -1°C nach 2000 offenbar tatsächlich geringer geworden ist. Schauen wir auf der rechten Seite des Histogramms ab ca. 25°C, sehen wir außerdem eine stärkere Häufung hoher Temperaturen in den 2000ern. Die Beobachtungen festigen natürlich meine Vermutung.

Hier habe ich die Jahre 2010-2014 bewusst weggelassen. Da für diese Jahre ja nur halb so viele Daten verfügbar sind, hätte man die Dekaden nicht so einfach über die höhe der einzelnen Blöcke vergleichen können. Ihr dürft mir aber glauben: Es gab einige ganz schöne Temperaturspitzen 😉

Fazit

Ich lerne, dass es in Dresden zwischen 1960 und 2014 im Mittel um ca. 0,6°C wärmer geworden ist. Dabei ist es aber offensichtlich nicht so, dass die Wetterextreme (wie oft behauptet) insgesamt zugenommen hätten. Tatsächlich sind sowohl Sommer wie Winter zunehmend wärmer geworden. Mit dieser Information könnt ihr ja jetzt einiges Anstellen: Ihr könntet in die Kunstschneebranche investieren oder mit Unilever-Aktien am Erfolg von Langnese partizipieren. Oder ihr eröffnet einen Klimaanlagen-Laden. Wie auch immer, so bleibt aber zu bedenken: Ein Trend bleibt nur so lange ein Trend bis er aufhört. Und dass wir es hier mit globaler Erwärmung zu tun haben, ist natürlich auch noch nicht erwiesen. Wenn die Sonnenflecken verschwinden, könnten wir auch wieder zur Durchschnittstemperatur von 1960 zurückkehren 😉